Ein Beitritt zur politischen UNO hiesse für die Schweiz:
Wir unterzeichnen einen verbindlichen Vertrag, mit dem uns der UNO-Sicherheitsrat
aussenpolitische Verpflichtungen, insbesondere Wirtschaftssanktionen zulasten
eines "Drittlandes", auferlegen kann. Die schweizerische Neutralität
- also die strikte Nicht-Parteinahme bei fremden Konflikten - würde
damit eindeutig verletzt, und unser humanitären Möglichkeiten
würden geschwächt.
Auch ein Neutralitätsvorbehalt würde daran nichts ändern,
sondern wäre reine Makulatur. Die Glaubwürdigkeit unserer immerwährenden,
bewaffneten Neutralität wäre in Frage gestellt. Das hiesse für
unser Land: weniger Sicherheit.
Falsche Aussenpolitik
Die Forderung des Bundesrates, die Schweiz in die politische UNO einzubinden,
steht im Zusammenhang mit seinen neutralitäts- und verfassungswidrigen
Zielen in der Aussenpolitik: Zunächst soll durch den Einsatz von
Schweizer Soldaten in ausländischen Konflikt- und Kampfgebieten der
Weg in Richtung NATO-Anschluss geebnet werden. Danach soll die Schweiz
über den Beitritt zur politischen UNO in die Europäische Union
eingebunden werden. Bundesrat und Parlament missachten mit ihrem Beitrittsdrang
einmal mehr klare Volksentscheide, bei denen sich das Volk unmissverständlich
für die Wahrung der Unabhängigkeit und der Neutralität
ausgesprochen hat (UNO-Abstimmung 1986 / EWR-Nein 1992 / Nein zu UNO-Blaumhelmen
1994/ Nein zur Staatssekretären-Vorlage 1995/ Nein zur EU 2001).
Handlager des UNO-Sicherheitsrates
Die bürokratische Institution UNO mit dem Sicherheitsrat und dessen
Veto-Recht widerspricht dem Wesen der schweizerischen Neutralität
und Souveränität. Die Mitglieder des UNO-Sicherheitsrates fällen
ihre Entscheide nicht im Sinn einer "internationalen Solidarität",
sondern sie vertreten vor allem ihre eigenen Interessen und betreiben
ihre Machtspiele. Ein Beispiel dafür ist die Taiwan-Politik von China.
Zudem ist die UNO kein kollektives Sicherheitssystem, weil sie über
keine eigenen Machtmittel verfügt. Sie ist entweder ohnmächtig
oder ein Instrument in den Händen der Weltmacht USA. Alle Staaten,
inklusive die USA, haben seit jeher nicht Krieg geführt, um dem Recht
zum Durchbruch zu verhelfen oder Schuldige zu bestrafen, sondern weil
sie überzeugt waren, dass es in ihrem Interesse liege. So traten
die USA 1917 erst in den Weltkrieg ein, als die Deutschen den auch für
die Amerikaner bedrohlichen unbeschränkten U-Boot-Krieg verkündeten;
und für den Eintritt der USA in den 2. Weltkrieg reichte nicht etwa
der Angriff der Deutschen auf die Sowjetunion, sondern es brauchte den
japanischen Überfall auf Pearl Harbor am 7. Dezember 1941. Beim Golfkrieg
standen Rohstoffinteressen im Vordergrund, und das Bombardement gegen
die Bundesrepublik Jugoslawien im Jahre 1999 bot nicht zuletzt auch eine
Experimentiermöglichkeit zur Erprobung neuer Waffenwirkungen. Das
ist keine Kritik an den USA und anderen Grossmächten, sondern lediglich
eine nüchterne Beurteilung der Lage.
Ein Beitritt der Schweiz zur politischen UNO würde uns zu Handlangern
für die Interessen der UNO- Sicherheitsrats- Mitglieder degradieren.
Und die Frage sei erlaubt: Ist das Mittragen von Wirtschaftssanktionen,
welche nie die Herrschenden treffen sondern die Bevölkerung darben
lassen (also die Aushungerung eines Volkes!) ein besonderes Zeichen schweizerischer
Humanität und Solidarität?
Besondere Aufgabe
Die Schweiz kann und muss auf dem Boden ihrer besonderen Neutralität,
welche die blosse "Bündnisfreiheit" der Österreicher
bei weitem übersteigt, eine besondere Aufgabe in der Welt erfüllen:
Es braucht weltweit wenigstens ein glaubwürdig neutrales Land ausserhalb
der UNO und der Machtblöcke, das unparteiisch humanitäre Hilfe
leistet, wo Not herrscht und seine Friedensdiplomatie anbietet. Und wenn
wir das einzige Land sind, das der politischen UNO nicht angehört,
dann ist diese besondere Aufgabe umso wichtiger.
Wider das "Anpassertum"
Der Bundesrat, die Mehrheit der Politiker, Parteien und der Medien (allen
voran der Ringier-Konzern), aber auch Wirtschaftskreise und allerlei "Solidaritätsapostel",
wollen die Schweiz in die UNO und die EU einbinden und an die NATO "anhängen".
Sie möchten "dabei sein" auf der Weltbühne, dort,
wo angeblich "Grosses" geschieht, wo "Geschichte geschrieben"
und wo angeblich "Friede und Gerechtigkeit" herbeigeführt
wird. Der Kleinstaat Schweiz und die schweizerische Neutralität sind
ihnen zu eng geworden; sie verachten das Kleinräumige, das Überschaubare,
und letzlich ihre Heimat.
Sie haben offenbar das Wesen der schweizerischen Neutralität nicht
begriffen, oder sie wollen es nicht begreifen: Die beispiellose Erfolgsgeschichte
unseres Landes, mit einer 200 - jährigen Friedenstradition, hat sehr
viel mit den schweizerischen Besonderheiten - insbesondere der immerwährenden,
bewaffneten Neutralität - zu tun.
Die schweizerische Neutralität hat sich seit Jahrhunderten als hervorragendes
Sicherheits- und Friedensinstrument unseres Kleinstaates bewährt.
Und sie ist und bleibt hochmodern. Wir sollten dieses Erfolgsprinzip nicht
durch einen Beitritt zur politischen UNO und durch weitere Integrationsschritte
aushöhlen und preisgeben. Wir haben ausserordentlich viel zu verlieren.
Darum muss ein Beitritt zur politischen UNO abgelehnt werden.
Hans Fehr, Geschäftsführer AUNS, Eglisau
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