Die
Armee XXI, über deren gesetzliche Grundlagen wir am 18. Mai 2003
abstimmen, ist auf NATO-Unterstellungsfähigkeit und NATO-Kooperation
ausgerichtet. Der Kompass der Armeeplaner im Verteidigungsdepartement
(VBS) war und ist "auf NATO eingestellt". Für unser Land
bedeutet das Leitmotiv "Sicherheit durch Kooperation" nicht
mehr, sondern weniger Sicherheit, weil damit unser erfolgreiches Sicherheitsinstrument
der bewaffneten Neutralität preisgegeben wird.
Als überzeugter Befürworter der schweizerischen Landesverteidigung
mit immerhin gegen 1400 Diensttagen will ich eine moderne schweizerische
Verteidigungsarmee, eine Milizarmee, die ihren Kernauftrag gemäss
Bundesverfassung, Artikel 58, tatsächlich erfüllen kann: "Die
Armee dient der Kriegsverhinderung und trägt bei zur Erhaltung des
Friedens; sie verteidigt das Land und seine Bevölkerung." Nur
die Erfüllung dieses Kernauftrags rechtfertigt die Armee.
Preisgabe
der schweizerischen Neutralität
Die Armee XXI verlässt dieses klare Fundament. Sie ist nicht in der
Lage, den Verfassungsauftrag zu erfüllen und wird - über die
"NATO-Partnerschaft für den Frieden", den Euroatlantischen
Partnerschaftsrat EAPC, den Planning and Review Process PARP (Planungs-
und Überprüfungsprozess, inspiziert durch NATO-Offiziere!) -
auf NATO-Kurs getrimmt und praktisch zur NATO-Marionettenarmee degradiert.
Damit wird unsere bewaffnete Neutralität geschwächt und preisgegeben.
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Neutralitätsmüdigkeit
Der "Bericht des Perspektivstabs der Bundesverwaltung"
2003-2007, vom Bundesrat am 20.11.2002 genehmigt, besagt: "Die
traditionelle Neutralitätskonzeption und eine autonome
Verteidigungs- und Sicherheitspolitik sind nicht das geeignete
Instrumentarium, um ihnen (den sicherheitspolitischen Herausforderungen)
zu begegnen. Will die Schweiz einen glaubwürdigen Beitrag
zum Frieden in Europa leisten, muss sie die internationale Kooperation
intensivieren. Längerfristig dürfte es sich die Schweiz
aber immer weniger leisten können, denjenigen Organisationen
und Bündnissen (EU, NATO) nicht anzugehören, die auf
die Friedenssicherung in Europa einen entscheidenden Einfluss
haben." |
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Ende
der schweizerischen Verteidigungsarmee
Die schweizerische Milizarmee war bisher etwas Einzigartiges - eine reine
Verteidigungs- und Widerstandsarmee mit einem im Grunde zutiefst pazifistischen,
antimilitaristischen Kern. Wir hatten eine Armee ausschliesslich im eigenen
und für das eigene Land, zur glaubwürdigen Durchsetzung unserer
bewaffneten Neutralität. Der Rückhalt der Armee im Volk war
ausserordentlich gross. Auch im Ausland zollte man unserem Wehrsystem
hohen Respekt.
Die Planer der Armee XXI haben das vergessen. Sie glauben nicht mehr daran,
dass unsere Armee ihren Auftrag erfüllen kann und drängen nach
Kooperation. Die Armee XXI wird systematisch auf NATO-Normierung und auf
NATO-Kommandostrukuren umgebaut. Dies insbesondere bezüglich Gliederung
(austauschbare Module statt gewachsene Verbände), bezüglich
Einsatzdoktrin, Versorgungskonzept, NATO englische Fachausdrücke,
Dienstgrade, technische Normierung, aber auch bezüglich Aushe-bungssystem,
Aus- und Weiterausbildung der Offiziere, Reservistensystem etc.
Die Armee XXI wird als "Einsatzarmee" konzipiert. Sie soll zunehmend
sogenannte "friedensunterstützende" Einsätze in ausländischen
Konfliktgebieten leisten und mit der NATO kooperieren, obwohl die Abgrenzung
zur Friedenserzwingung reine Theorie ist.
Die Schweizer Armee an die NATO anzuhängen, ist ohnehin
eine gefährliche Illusion. Wir erleben heute den Zerfall der NATO,
deren Handlungsfähigkeit sich praktisch auf die USA und England reduziert.
Wie soll uns die NATO Schutz bieten, wenn sie nicht einmal bereit ist,
ihr Mitgliedland Türkei zu schützen?
Zweiklassenarmee, Schwächung der Miliz
Zudem wird durch die Schaffung von "Durchdienern" und "Zeitsoldaten"
(welche problemloser im Ausland eingesetzt werden können) eine Zweiklassenarmee
geschaffen. Das bewährte Milizsystem ("Lehrlinge bilden Lehrlinge
aus"), wird aufgebrochen. Offiziersanwärter verlassen die RS
bereits nach sieben Wochen. Der Anteil an Milizkadern wird reduziert;
sogenannte Lehrverbände werden ohne Milizeinfluss ausbilden. Zivile
Führungserfahrung und ziviles Know how, eine besondere Stärke
der Miliz, wird zur Mangelware.
Im weiteren werden ausgerechnet die Alarmformationen mit hervorragender
Ortskenntnis (Flughafenregiment, Flughafenbataillone) aufgelöst;
die Territorial-Infanterie wird abgeschafft. Festungswerke und Bunkeranlagen
werden in grosser Zahl aufgegeben und zum Teil für fragwürdige
"zivile" Nutzungen verhökert.
Man hat im VBS angeblich zu wenig Geld. Gleichzeitig wirft man aber Millionen
und Abermillionen zum Fenster hinaus für unnötige "Swisscoy"-Einsätze
in Kosovo (40 Millionen Franken pro Jahr!), für den E8-Gipfel in
Evian, für den allein Frankreich gerade stehen müsste, und zugunsten
einer immer mächtigeren VBS-Bürokratie.
Nur
mit einem Nein zur Armee XXI am 18. Mai 2003 zwingen wir das VBS und den
Bundesrat , eine taugliche Reform für eine moderne Schweizer Armee
vorzulegen, welche den Verfassungsauftrag erfüllt, sich von neutralitätswidrigen
NATO-Anschlusszwängen befreit und dem Milizsystem gerecht wird!
von Nationalrat Hans Fehr, Geschäftsführer AUNS,
Eglisau
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