Markus Rauh, der scheidende Verwaltungsratspräsident der Swisscom,
fühlt sich dazu berufen, einen Feldzug gegen das vom Bundesrat und
vom Parlament beschlossene revidierte Asyl- und Ausländergesetz zu
führen. Bereits im Tagesanzeiger vom 6.2.2006 hat er mit absurden
Behauptungen gegen das Asylgesetz Stimmung gemacht. Nun hat er sich, wiederum
völlig unbelastet von den Fakten, am 16.4.2006 auch noch vom SonntagsBlick
vorführen lassen.
Man schüttelt den Kopf und fragt sich: Was treibt Herrn Rauh dazu,
tatsachenwidrig zu behaupten, das Asyl- und das Ausländergesetz widersprächen
der Bundesverfassung und verletzten unsere humanitäre Tradition?
Will der "sozial und kulturell engagierte Ostschweizer" (SonntagsBlick)
mit dem Segen des Hauses Ringier um jeden Preis als Gutmensch in die Geschichte
eingehen und sich "gegen Blocher" profilieren?
Wie dem auch sei: Der privilegierte (demnächst abtretende) Herr
Verwaltungsratspräsident hat gut reden. Er hat laut SonntagsBlick
kurz vor Ostern noch "einen Packen Briefe auf die Post" gebracht,
um "Top-Shots, Wirtschaftsführer und bürgerliche Politiker"
für ein Abstimmungskomitee gegen das Asylgesetz gewinnen. Und zweifellos
werden sich einige Mitläufer finden, denn es winkt ihnen dickes Lob
seitens der Ringier-Blätter und vielleicht sogar eine Homestory in
der Schweizer Illustrierten.
Nachdem Herr Rauh sein Schreiben der Post übergeben hatte, "dessen
Inhalt Sonntagsblick vorliegt", ist er sogleich "zum Familientreffen
auf die Bermudas" abgeflogen.
Diesem Abflug aus dem schweizerischen Alltag ins Bermuda-Ferienparadies
haftet eine gewisse Symbolik an: Der sehr gut betuchte Herr Verwaltungsratspräsident
öffnet mit dem Segen des Hauses Ringier Tür und Tor für
Asylmissbraucher und Illegale aller Art, indem er die dringend nötigen
Gesetze bekämpft. Er entzieht sich darauf der Verantwortung und bringt
sich vor dem angerichteten Unheil auf den Bermudas in Sicherheit. Und
schliesslich entschwindet er in den vergoldeten Ruhestand - etwa nach
dem Prinzip: Nach mir die Sintflut. Millionen von weniger gut betuchten
Schweizern können aber nicht auf die Bermudas ausweichen. Sie haben
die Suppe auszulöffeln, die ihnen Herr Rauh und Co einbrocken wollen.
Vielleicht findet Herr Rauh doch einmal Zeit, das revidierte Asyl- und
Ausländergesetz zu studieren, statt absurde Schlagworte von Hilfswerken,
Linken und heuchlerischen Ringier-Blättern zu kolportieren und sich
zu ihrem Wasserträger zu degradieren. Eine Woche Zusatzferien auf
den Bermudas wäre für ein seriöses Studium der beiden Gesetzesvorlagen
- mit anschliessendem Sinneswandel - wahrhaft gut investierte Zeit.
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