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    Nationalrat - Hans Fehr
"Erfolg sicherstellen statt Misserfolg begründen"
Aus der Ansprache an der Brevetierungsfeier der Aufklärer-Unteroffizierschule 223/99 in Thun, 18. August 1999


"Verehrte Instruktoren, Eltern, Freundinnen, Bekannte und Gäste und natürlich: verehrte Unteroffiziere, chers caporaux, cari caporali: Sie dürfen heute zurecht stolz sein auf das Erreichte. Als Korporal und Gruppenführer bekleiden Sie eine der wichtigsten und anspruchsvollsten Funktionen in der Armee. Sie sind es, welche mit den Soldaten direkt und "praktisch" zu tun haben, Sie sind es, welche mit Ihrer Gruppe die Befehle und Massnahmen an der "Front" direkt umsetzen. Was nützen die besten Korps-, Divisions-, Brigade- und Regimentsbefehle, wenn "unten" nichts passiert? Als gute Unteroffiziere sind Sie das Rückgrat der Armee.

Meine "Botschaft"
Ich habe zum heutigen Tag vier Botschaften an Sie.

  • Erstens:
    Ich danke Ihnen für die Bereitschaft, mehr zu leisten, mehr Verantwortung zu tragen, mehr Belastungen auf sich zu nehmen als andere. Sie haben dafür Respekt und hohe Wertschätzung verdient.

  • Zweitens:
    Unsere Armee, unser Land braucht Sie! Sie haben als Aufklärer einen besonders wichtigen Auftrag. Ohne eine gute Aufklärung auf allen Stufen gibt es keinen Erfolg im Einsatz, im Kampf.

  • Drittens:
    Machen Sie das Motto "Erfolg sicherstellen, statt Misserfolg begründen" zu einem zentralen Leitsatz Ihres militärischen und zivilen Tuns. Viele Leute verschwenden ihre Zeit damit, um zu begründen, warum dies und das schiefgelaufen sei. Sie begründen langatmig und wortreich den Misserfolg, anstatt den Erfolg mit den richtigen Massnahmen rechtzeitig sicherzustellen. Dieser Leitsatz hat fast überall seine Gültigkeit: im Militär, im Beruf, in der Politik, in der Partnerschaft, in der Familie, im Sport und anderswo. "Erfolg sicherstellen, statt Misserfolg begründen" heisst für Sie als militärischer Gruppenführer beispielsweise: den Auftrag genau analysieren, einfach und klar befehlen, rechtzeitig die nötigen Hilfsmittel bereitstellen, Verbindungen, Beleuchtungsmittel sicherstellen, Funktionskontrolle machen.

  • Viertens:
    Zeigen Sie Rückgrat! Seien Sie als Unteroffizier (und auch als Bürger) standfest. Sagen Sie: "Ich befehle, ich verlange das und das!" Verbergen Sie sich nicht hinter dem Vorgesetzten ("Ihr müsst jetzt halt das machen, weil es der Leutnant will"). Tragen Sie selbst Verantwortung in einer Zeit, wo viele, auch Politiker, jegliche Verantwortung "delegieren" wollen - beispielsweise auf eine "supranationale" Ebene...

Landesverteidigung und Kriegsverhinderung als Armee-Auftrag. Lassen Sie mich noch zum Auftrag der Armee Stellung nehmen. Die neue Bundesverfassung, Artikel 58, besagt klipp und klar: "Die Armee dient der Kriegsverhinderung und trägt bei zur Erhaltung des Friedens; sie verteidigt das Land und seine Bevölkerung. Sie unterstützt die zivilen Behörden bei der Abwehr schwerwiegende Bedrohungen der inneren Sicherheit und bei der Bewältigung anderer ausserordentlicher Lagen. Das Gesetz kann weitere Aufgaben vorsehen.

Sie sehen, der Hauptauftrag ist klar: Die Armee muss nötigenfalls den Kampf führen und unser Land und Volk verteidigen können. Zusätzlich unterstützt sie die zivilen Behörden, beispielsweise bei Katastrophen, sofern die zivilen Kräfte ausgeschöpft sind.

Heute will man der Armee alles anhängen. Sie soll (richtigerweise) bei Lawinen- und Hochwasser-Katastrophen eingreifen, sie soll aber auch Botschaften und Gebäude bewachen. Asylbewerber betreuen, Sportveranstaltungen unterstützen, Hilfsdienste bei der Expo 01 leisten und dergleichen mehr.

Ich erlaube mir die Frage: Geht dabei nicht der Hauptauftrag vergessen? Jetzt soll die Armee auch noch Auslandeinsätze (laut Verteidigungsdepartement auch bewaffnete) machen. Ich will hier keine Politik machen, aber Sie müssen sich als Staatsbürger die folgenden Fragen stellen: Werden wir damit nicht in fremde Händel hineingezogen? Ist unsere immerwährende bewaffnete Neutralität, die sich seit langer Zeit als Friedens- und Sicherheitsinstrument bewährt hat, mit solchen Einsätzen noch glaubwürdig? Bringen wir damit unsere besondere Fähigkeit als neutraler Staat - nämlich unparteiisch humanitäre Hilfe zwischen den Fronten zu leisten und zu vermitteln - nicht in Gefahr?

Müsste der neutrale Kleinstaat Schweiz sich nicht auf das beschränken und das verstärken, was er besonders gut kann? Oder soll er wie eine Grossmacht überall (ein bisschen) "dabei sein"? Ich bitte Sie als Verantwortungsträger in der Armee und als Staatsbürger, diese Fragen zu überlegen und einen klugen Entscheid zu treffen."



Hans Fehr, Geschäftsführer AUNS, Eglisau


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