Hans Fehr, Salomon Landolt-Weg 34, 8193 Eglisau



Hans Fehr | Nationalrat von 1995-2015



Damals in der SVP

Von Hans Fehr, Nationalrat von 1995-2015, in dieser Eigenschaft Mitglied der Staatspolitischen sowie der Sicherheitspolitischen Kommission, Oberstleutnant

Teil 23 meiner Erlebnisse aus 35 Jahren aktiver Politik

Am 13. Februar 1994 stirbt der legendäre Fritz König, eine unvergessliche und prägende Persönlichkeit mit grössten Verdiensten für die SVP, das Unternehmertum, den gewerblichen Mittelstand und die Landesverteidigung, im 86. Altersjahr. Auch nach seinem altersbedingen Rücktritt als Direktor des Schweizerischen Spenglermeister- und Installateurverbandes (SSIV) im Jahre 1983 hat er weiterhin verschiedene Funktionen im öffentlichen Interesse ausgeübt.

Fritz König war ein Mann mit Weitblick und von unglaublicher Schaffenskraft. Dr. Hansjörg Frei, Mönchaltorf (später Fraktionschef, Kantonsratspräsident, SVP-Kantonalpräsident und Generaldirektor der "Winterthur"), der seinerzeit mit Fitz König beim SSIV zusammengearbeitet hat und ihm als Direktor nachfolgte, würdigt ihn in seinem Nachruf wie folgt:

"In beidem war Fritz König begabt: In der messerscharfen Erkenntnis und in der nachhaltigen Mitgestaltung. Über sein Weltbild liess er nie Zweifel aufkommen: Dem Leistungswilligen sind keine Schranken zu setzen. Ihn hat man gewähren zu lassen. Dabei hatte König den aufgeschlossenen, initiativen und zukunftsorientierten Kleinunternehmer vor Augen. Nicht den jammernden, nur auf seinen eigenen Vorteil bedachten, engstirnigen Gewerbler, sondern den sozial aufgeschlossenen, informierten und einsatzfreudigen Unternehmer. Für diesen "Mittelstand" hat sich Fritz König zeit seines Lebens eingesetzt. Mit Erfolg. Manche Entwicklung im schweizerischen Gewerbe (zum Beispiel berufliche Ausbildung, Marktordnung, Standespolitik) prägte er an vorderster Stelle. Er hatte Einsitz in zahlreichen Gremien des Schweizerischen Gewerbeverbandes sowie in eidgenössischen Expertenkommissionen. Bei Podiumsdiskussionen war er ein Meister rhetorischer Kunst. Ignoranten konnte er schonungslos blossstellen, ernsthaften Konkurrenten mit entwaffnendem Humor begegnen. Eloquent trug er seine Überzeugung vor. Sein Herz schlug für das Gewerbe."

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Auch Otto Fischer mobilisiert die Leute enorm: Als "schlecht, gefährlich, unwürdig" disqualifiziert er den EWR-Vertrag wortgewaltig und mit klaren Fakten. Er und Blocher zitieren immer wieder, was der Bundesrat in seinem Bericht vom 18. Mai 1992 "über einen Beitritt der Schweiz zur Europäischen Gemeinschaft" (im Gegensatz zur heutigen Schönrednerei zum Rahmenvertag) offen und ehrlich geschrieben hat:
"Schon bei der Abstimmung über den EWR muss jeder - ob Bürger, Unternehmer oder Angestellter - Gewissheit haben, dass das Ziel der schweizerischen Integrationspolitik der Beitritt zu EG ist."

Zudem kommandierte König das damalige Stadtzürcher Infanterieregiment 27 und später die Reduitbrigade 24. Daneben war er Präsident der Offiziersgesellschaft des Kantons Zürich. Ebenso wurde er zum Präsidenten der eidgenössischen Rüstungskommission berufen, und er war Mitbegründer der BGB und Präsident der SVP der Stadt Zürich.

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Ich habe Fritz König insbesondere als Präsident des "Kuratoriums Blau/Weiss", der Gönnervereinigung der SVP des Kantons Zürich, kennen und schätzen gelernt. Als beim Jahresanlass 1993 im "Atlantis" eine Rockgruppe auftritt, die mir empfohlen worden ist, deren Lautstärke jedoch die Grenze des Erträglichen trotz mehrerer Interventionen überschreitet, sodass etliche Besucher den Saal verlassen, bleibt Fritz König seelenruhig. Er lässt sich sogar auf ein Tänzchen mit der singenden "Rockgöre" ein.

Warum erwähne ich all das? Weil mir Fritz König als aussergewöhnliche Persönlichkeit in Erinnerung bleibt, wie sie heute rar geworden sind - als Persönlichkeit, welche Vorbild sein sollte für die heutige wohlstandverwöhnte Zeit, in der viele ernten aber nicht säen wollen.

Kurz vor den Gemeinde- und Stadtratswahlen vom 6. März 1994 veröffentlicht Nationalrat und Stadtparteipräsident Walter Frey einen eindringlichen Appell unter dem Titel "So darf es in Zürich nicht weitergehen!" Er geisselt das Chaos rund um die gescheiterte liberale Drogenpolitik, prangert den Notstand bezüglich Sicherheit an ("Man darf sich in Zürich bald nicht mehr allein auf die Strasse begeben") und warnt: "Die Stadt Zürich steht vor dem finanziellen Ruin."

Die Rechtsverwilderung - mit der stadträtlichen Duldung der Hausbesetzung um das "Wohlgroth-Areal", der Missstand im Asylbereich und die Tatsache, dass man Straftäter wegen fehlender Gefängnisplätze einfach laufen lasse - sei skandalös. Es gelte daher, alle bürgerlichen Kräfte zu mobilisieren und an die Urne zu bringen. Für den Stadtrat tritt Gody Müller an, Präsident der SVP-Gemeinderatsfraktion und Kadermann bei der damaligen Rentenanstalt, ein eloquenter Mann mit klarem Programm.

Und in der Tat: Die kämpferische SVP wird belohnt; sie ist die unbestrittene Wahlsiegerin der Gemeindewahlen 1994. In der Stadt Zürich steigert sie ihren Wähleranteil von 7,9 auf 14,2 Prozent - und ihre Mandate im Stadtparlament von 7 auf 19. Gesamtkantonal gewinnt sie in den 12 Parlamentsgemeinden 22 zusätzliche Mandate und steigert ihre Mandatszahl von 83 auf 105. In den Parlamenten tauchen erstmals Köpfe wie Alfred Heer oder Jürg Stahl auf, die künftig von sich reden machen werden. Mit Bruno Heinzelmann stellen wir neu den Stadtpräsidenten von Kloten, der aus einem harten Kampf als Sieger hervorgegangen ist. Jakob Menzi, der zweite SVP-Stadtpräsident im Kanton, wird in Bülach im Amt sehr gut bestätigt.

Gody Müller, der hervorragend gekämpft hat, verfehlt den Einzug in den Zürcher Stadtrat nur knapp. Die positive Seite: Wir können nun uneingeschränkt eine konsequente, kluge Oppositionspolitik gegen die rot-grüne Misere betreiben - mit dem ganzen Gewicht der 19 SVP-Mandate.

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Die Verhältnisse mögen heute etwas anders sein: Aber die SVP und die bürgerlichen Kräfte werden auch heute und morgen nur Erfolg haben, wenn sie (wieder) kämpfen, den politischen Gegner angreifen, besser zusammenarbeiten, die Bürgerinnen und Bürger ernst nehmen und eine überzeugende, verständliche Politik betreiben.

(Fortsetzung folgt)

Hans Fehr