Hans Fehr, Salomon Landolt-Weg 34, 8193 Eglisau



Hans Fehr | Nationalrat von 1995-2015



Der Zivildienst ist zu attraktiv

Von Hans Fehr, Nationalrat von 1995-2015, in dieser Eigenschaft Mitglied der Staatspolitischen sowie der Sicherheitspolitischen Kommission

Meine Beiträge im Jahr 2016

Stellungnahme, 6.11. 2016

Zum 20-jährigen Bestehen des Zivildienstes sind kürzlich viele wohlwollende Medienberichte erschienen. Allein schon Schlagzeilen wie "Der Zivildienst ist beliebter denn je" oder "Der Zivildienst beschäftigt so viele Dienstleistende wie noch nie" zeigen, dass hier ein falscher Weg beschritten und immer weiter ausgebaut wird. Die "Beliebtheit" des zivilen Ersatzdienstes wird als Erfolgsmeldung zelebriert. Dies obwohl der Militärdienst eine verfassungsmässige Pflicht für alle Schweizer ist und der Zivildienst die Ausnahme sein muss.

Worum geht es? Trotz dem wohltönenden Begriff "Tatbeweis" (wonach die sogenannten "Zivis" die anderthalbfache Dauer des Militärdienstes zu leisten haben) gilt heute die freie Wahl zwischen Militär und Zivildienst. Und weil Nachtübungen, lange Märsche, Belastungen bis an die Leistungsgrenze, und die Unannehmlichkeiten des Militärdienstes insgesamt, weniger "attraktiv" sind als beispielsweise Tee zu servieren und zu jassen im Altersheim, wählen sehr viele junge Männer in unserer Wohlstandsgesellschaft den bequemen Weg. Neben Einsätzen im Sozial- und Gesundheitswesen, im Umwelt- und Naturschutz sind die Zivis neuerdings auch in der Schule zugelassen. Ob Leute, welche eine verfassungsmässige Pflicht verweigern, gute Vorbilder für die Schüler sind, wage ich zu bezweifeln.

Das Entscheidende ist jedoch: Im Unterschied zum Zivildienstler muss der Soldat im Ernstfall sein Leben einsetzen für die Verteidigung unseres Landes und den Schutz der Bevölkerung. Darum darf der Zivildienst nicht noch attraktiver gemacht werden mit zusätzlichen Betätigungsfeldern und weiteren Erleichterungen. Vielmehr muss der Zugang erschwert werden. Sonst werden anstelle der bereits enorm hohen Zahl von derzeit über 6000 Gesuchstellern pro Jahr bald 10'000 oder noch mehr junge Männer den Weg des geringsten Widerstandes wählen. Die Wehrgerechtigkeit wird damit zur Farce und die Armee bekommt ein echtes Bestandesproblem.