Hans Fehr, Salomon Landolt-Weg 34, 8193 Eglisau
Hans Fehr | Nationalrat von 1995-2015
Von Hans Fehr, Nationalrat von 1995-2015, in dieser Eigenschaft Mitglied der Staatspolitischen sowie der Sicherheitspolitischen Kommission
Meine Beiträge im Jahr 2016/17Beitrag für die Basler Zeitung vom 8.05.2017
Aussenminister Didier Burkhalter redet sein Lieblingskind - den unseligen Rahmenvertrag mit der EU - unentwegt schön und verbreitet "Hoffnung": Man sei kurz vor dem Ziel, man rede wieder miteinander, in Brüssel zeichne sich ein Durchbruch ab, von fremden Richtern könne keine Rede sein, es gehe nur noch um Detailfragen und dergleichen mehr.
Bundesrat Burkhalter bleibt jedoch trotz vieler schöner Worte und allerlei Beschwichtigungen seltsam stumm. Er tritt nicht wie ein "Verkäufer" laut, klar und leidenschaftlich für sein Vorhaben ein. Er bleibt, wie es seinem Naturell entspricht, leise, diplomatisch-korrekt, floskelhaft, höflich - mit stets eleganter Kleidung, korrektem Scheitel und einem vornehm-würdigen, fast sphinxhaften Gesichtsausdruck.
Er will die Schweiz unbedingt in die EU einbinden. Meines Erachtens ist das aber eher Mittel zum Zweck. Denn sein persönliches Hauptziel ist ein Prestigeposten auf der internationalen Bühne. Dazu braucht er ein möglichst grosses Netzwerk. Und er ist offensichtlich bereit, dafür unsere direkte Demokratie, unsere Selbstbestimmung und unsere Neutralität zu schwächen oder gar zu opfern. Dass er sich quasi wie der Wolf im Schafspelz gebärdet, macht das Ganze besonders gefährlich.
Fündig geworden bei Heinrich Böll
Wie kann diese Gefahr für unser Land abgewendet werden? Interessanterweise bin ich beim berühmten Schriftsteller und Nobelpreisträger Heinrich Böll (1917-1985) fündig geworden. Neben seinem umfangreichen Hauptwerk (u.a. Wo warst Du, Adam? Doktor Murkes gesammeltes Schweigen. Ansichten eines Clowns. Die verlorene Ehre der Katharina Blum ) hat er bekanntlich zahlreiche Kurzgeschichten, Essays und Hörspiele verfasst. Und ausgerechnet die satirische Kurzgeschichte Es wird etwas geschehen zeigt einen Weg aus dem Dilemma Burkhalter auf.
In dieser Kurzgeschichte wird die Hauptfigur beauftragt, im Leichenzug seines verstorbenen Chefs mit einem Kranz künstlicher Rosen mitzuschreiten. Er tut dies im eleganten schwarzen Anzug und seinem tadellosen Auftreten derart würdig und stilvoll, dass er von einem vornehmen Bestattungsinstitut das Angebot erhält, dort fortan als berufsmässiger Trauernder zu "arbeiten". Er nimmt das Angebot an, fühlt sich mehr und mehr in seinem Element und hat damit seine eigentliche Berufung gefunden.
Beim Vergleich des berufsmässig Trauernden mit unseren Bunderäten kommt mir unweigerlich unser Aussenminister in den Sinn. Auch Didier Burkhalter würde sich ohne jeden Zweifel bestens für diese Aufgabe eignen. Er könnte stets im eleganten schwarzen Anzug samt Zylinder, mit feierlich-ernster Miene, mit Blumen im Arm und gemessenen Schrittes dem besonderen Anlass die nötige Würde verleihen.
Mehrere Fliegen auf einen Streich
Mit dieser beruflichen Neuorientierung unseres Aussenministers liessen sich mehrere Fliegen auf einen Streich treffen. Burkhalter hätte wohl seine eigentliche Berufung gefunden, und für unser Land ergäben sich markante Vorteile:
Von der Satire zur Realität
Es liessen sich problemlos weitere Vorteile für unser Land aufzählen für den Fall, dass sich der Aussenminister im Sinn der Kurzgeschichte von Heinrich Böll neu orientiert. Ich habe Herrn Burkhalter den Text "Es wird etwas geschehen" bereits zugesandt. Wer weiss: Vielleicht wird die Satire bald zur Realität.