Die oft gehörte Behauptung, dass ein UNO-Beitritt unseres
Landes die schweizerische Neutralität nicht beeinträchtige,
sondern im Gegenteil sogar stärke, ist ebenso absurd, als würde
man am helllichten Tag behaupten, es sei jetzt Nacht.
Tatsache ist: Als Vollmitglied der UNO unterzeichnen wir einen verbindlichen
Vertrag, mit dem der UNO- Sicherheitsrat uns aussenpolitische Verpflichtungen
auferlegen kann. Wir wären verpflichtet, uns an Wirtschaftssanktionen
gegenüber Drittländern zu beteiligen. Damit wäre die schweizerische
Neutralität - also die strikte Nicht-Parteinahme bei internationalen
Konflikten - eindeutig verletzt. Zudem beseitigen solche Sanktionen in
der Regel keine Diktatoren, sondern sie bewirken, wie beispielsweise im
Irak, letztlich die Aushungerung eines Volkes mit einer katastrophalen
Kindersterblichkeit. Ist das ein besonderer Ausdruck schweizerischer "Solidarität"
und "Humanität?"
Beschlossen werden die Sanktionen bekanntlich von den 15 Mitgliedstaaten
des UNO-Sicherheitsrates, wobei die 5 Siegermächte des Zweiten Weltkrieges
(USA, Russland, China, England, Frankreich) als ständige Mitglieder
mit ihrem VETO-Sonderrecht und aufgrund ihrer Machtinteressen den Ton
angeben. Wir würden als UNO-Vollmitglied zum Handlanger von Grossmachtinteressen
degradiert.
Im weiteren sollten die UNO-Anschlussbegeisterten den Artikel 43 der
UNO-Charta zur Kenntnis nehmen, der bezüglich Neutralitätswidrigkeit
völlige Klarheit schafft:
"Alle Mitglieder der Vereinten Nationen verpflichten sich, zur Wahrung
des Weltfriedens und der internationalen Sicherheit dadurch beizutragen,
dass sie nach Massgabe eines oder mehrerer Sonderabkommen dem Sicherheitsrat
auf sein Ersuchen Streitkräfte zur Verfügung stellen, Beistand
leisten und Erleichterungen einschliesslich des Durchmarschrechtes gewähren
(...)"
Hat die Schweiz als vorbildhaft souveräner und neutraler Kleinstaat
tatsächlich nicht mehr zu bieten, als auch mitzuschwimmen und unterzugehen
im Strom von gegen 200 UNO-Ländern? Soll sich unser Land tatsächlich
auch an den von Beitritts-Befürwortern immer wieder dümmlich
zitierten "UNO-Familientisch" setzen, gemeinsam mit vielen UNO-Staaten,
in denen gefoltert wird, in denen Menschenrechte verletzt und Frauen diskriminiert
werden?
Es braucht weltweit wenigstens ein souveränes, neutrales Land, das
aufgrund seiner strikten und glaubwürdigen Neutralität und Unparteilichkeit
in besonderem Mass dazu befähigt ist, dort humanitäre Hilfe
zu leisten, wo Not herrscht, und eine aktive Friedensdiplomatie anzubieten.
Das muss das Ziel einer guten schweizerischen Aussenpolitik sein, und
nicht das substanzlose Gerede von internationaler "Solidarität"
und das Gejammer über die angeblich "abseits stehende Schweiz",
das in "Bundesbern" leider zur Tagesordnung gehört!
Zudem ist es ein Skandal, dass der Bundesrat unsere guten Dienste offenbar
gar nicht anbieten will: Als im Oktober 1998 während der Kosovo-Krise
eine mögliche Bombardierung Ex-Jugoslawiens erörtert wurde,
haben Deutschland, Grossbritannien, Belgien, Australien, Finnland und
Kanada in Bern angefragt, ob die Schweiz bereit wäre, ihre Interessen
in Belgrad wahrzunehmen. Diese Anfragen wurden
vom damaligen Aussenminister Cotti (angeblich wegen des "Sicherheitsrisikos"
für die Schweizer Diplomaten in Belgrad!) abschlägig beantwortet.
Erst nachdem Frankreich und die USA in Bern zu einem späteren Zeitpunkt
offiziell um eine Interessenvertretung nachgefragt hatten, hat der Bundesrat
schliesslich zugesagt.
Es ist dringend nötig, dass das Schweizer Volk über solche
Machenschaften und über die schwerwiegenden Konsequenzen eines UNO-Beitritts
informiert wird. Dann wird es dem Beitritt im nächsten Frühling
eine klare Absage erteilen.
Hans Fehr, Geschäftsführer AUNS, Eglisau
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