Ein Beitritt der Schweiz zur politischen UNO wäre für
unser Land mit schweren Nachteilen verbunden. Bei einem Ja des Schweizer
Volkes am 3. März 2002 müsste die Schweiz einen Vertrag - die
UNO-Charta - unterschreiben. Damit würden wir uns zu Sanktionen und
Boykotten verpflichten, die mit unserer Neutralität nicht vereinbar
sind. Wir würden in internationale Konflikte hineingezogen, und die
Konsequenz hiesse: weniger Sicherheit. Zudem hätte das Schweizer
Volk immer weniger zu sagen und immer mehr zu zahlen.
Artikel 41 der UNO-Charta verpflichtet die Schweiz zur Teilnahme an Sanktionen
und Boykotten gegen Drittstaaten, sofern der mit Sonderrechten ausgestattete
Sicherheitsrat dies verlangt. Diese Sanktionen können die "vollständige
oder teilweise Unterbrechung der Wirtschaftsbeziehungen, des Eisenbahn-,
See- und Luftverkehrs, der Post-, Telegraphen- und Funkverbindungen sowie
sonstiger Verkehrsmöglichkeiten und den Abbruch der diplomatischen
Beziehungen einschliessen". Solche Sanktionen und Boykotte sind Kriegsmittel.
Sie treffen in der Regel nicht missliebige Machthaber und Diktatoren,
sondern die unschuldige Zivilbevölkerung.
Artikel 43 verpflichtet die Schweiz, dem UNO-Sicherheitsrat aufgrund
von Sonderabkommen "Streitkräfte zur Verfügung zu stellen,
Beistand zu leisten und Erleichterungen einschliesslich des Durchmarschrechts
zu gewähren". Und laut Artikel 25 hat die Schweiz die Beschlüsse
des Sicherheitsrates "anzunehmen und durchzuführen".
Mit der Unterzeichnung dieses neutralitätswidrigen Vertrags werden
wir zwangsläufig zur Konfliktpartei. Wir würden in internationale
Konflikte hineingezogen und allenfalls zur Zielscheibe von Terror- und
anderen Gewaltakten.
Bundesrätlicher Abschied von der schweizerischen Neutralität
Im Unterschied zu andern neutralen Staaten ist unsere Neutralität
selbstgewählt, immerwährend, bewaffnet, bündnisfrei und
integral (umfassend). Die schweizerische Neutralität bedeutet "strikte
NichtParteinahme bei internationalen Konflikten". Diese Haltung ist
mit den Verpflichtungen der UNO- Charta unvereinbar. Darum hat der Bundesrat,
als er die Neutralität noch ernst nahm, erklärt, die Massnahmen,
die der Sicherheitsrat anordnen könne, kämen für die Schweiz
nicht in Betracht, " weil sie mit dem Neutralitätsrecht im Widerspruch
stünden" (Botschaft des Bundesrates zum UNO-Beitritt 1981).
Heute beteuert der Bundesrat gebetsmühlenartig, die schweizerische
Neutralität bleibe bei einem UNO- Betritt "unberührt".
Und er ist nicht einmal mehr bereit, einen klaren Vorbehalt zur Wahrung
der schweizerischen Neutralität zu machen: In seiner Antwort vom
22.8.2001 auf einen Vorstoss von Ständerat Brändli (SVP/GR)
schreibt der Bundesrat: "Mit dem Wunsch nach einem Neutralitätsvorbehalt
anlässlich ihres UNO-Beitritts würde die Schweiz (...) zum Ausdruck
bringen, dass sie wegen ihrer Neutralität nicht willens oder nicht
in der Lage ist, als künftiges UNO-Mitglied sämtliche Verpflichtungen
aus der UNO-Charta zu übernehmen".
Im Klartext: Der Bundesrat will sämtliche - auch neutralitätswidrige
- Verpflichtungen aus der UNO- Charta erfüllen. Er hat von der schweizerischen
Neutralität bereits Abschied genommen!
Souveränitäts- und Freiheitsverlust
Bei einem Beitritt zur politischen UNO würde auch unsere Souveränität
massiv eingeschränkt: Der Sicherheitsrat beschliesst die Sanktionen
und Boykotte, die wir mitzumachen hätten. Wir müssten uns den
Machtinteressen der Grossmächte unterziehen und würden zu Handlangern
ihrer Interessenpolitik degradiert. Zudem besitzen die fünf ständigen
Mitglieder des Sicherheitsrates (USA, Russland, China, Grossbritannien,
Frankreich) das VETO-Recht, d.h. sie können jeden Beschluss, der
ihnen nicht passt, verhindern.
Im übrigen haben im New Yorker UNO-Glaspalast Politiker, Diplomaten
und Funktionäre das Sagen - von Mitbestimmung des Schweizer Volkes
kann keine Rede sein!
Immer mehr zahlen
Ein Beitritt zur politischen UNO kostet mindestens 75 Millionen Franken
pro Jahr - zusätzlich zu den heutigen Zahlungen von 470 Millionen
an die Unterorganisationen der UNO! Das ist aber nur die Spitze des Eisberges:
Die UNO führt immer mehr sogenannte "Friedensmissionen",
d.h. Militäreinsätze in Konfliktgebieten, durch. Die Kosten
dafür sind von 850 Millionen Dollar im Jahre 1998 auf 2154 Millionen
Dollar im Jahr 2000 angestiegen. Die massiven Mehrkosten, auch für
UNO-Kampagnen und Sondertribunale, werden zunehmend über Sonderbeiträge
finanziert. Daran hätte sich als Vollmitglied auch die Schweiz zu
beteiligen.
Dazu kommt, dass die UNO als "Zielgrösse" für die
staatliche Entwicklungshilfe einen Beitragssatz von 0,7% des Bruttosozialprodukts
ihrer Mitgliedländer beschlossen hat. Der Druck, dass auch die Schweiz
dies bezahlen müsste, wäre gross. Unsere Entwicklungshilfezahlungen
würden dadurch jährlich um 1,6 Milliarden Franken steigen.
Trotz der massiven Staatspropaganda durch den Bundesrat und die Verwaltung
und trotz aller Beschönigungsversuche durch neutralitätsmüde
Kreise wächst die Skepsis gegenüber einem UNO- Beitritt im Schweizer
Volk.
Für einen derart nachteiligen Vertrag kann es am 3. März 2002
nur eine Antwort geben: ein überzeugtes Nein!
Hans Fehr, Geschäftsführer AUNS, Eglisau
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