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    Nationalrat - Hans Fehr

Beförderungsfeier der Übermittlungs- und Führungsunterstützungs-Schule 62-3 (Uem/FU S 62-3)

am Freitag, 3. Februar 2012, im Stadtsaal Kloten
Ansprache von Nationalrat Hans Fehr, Mitglied der Sicherheitspolitischen Kommission, Eglisau 2



Hochgeschätzte neue Leutnants, Hauptfeldweibel, Fouriere und Wachtmeister, liebe Eltern und Angehörige, geschätzte Angehörige des Schulstabes der Uem/FU RS 62-3, liebe Gäste

Heute ist ein Tag der Freude und des Stolzes. Denn Sie als neue Armeekader haben ein hohes Ziel erreicht. Ich gratuliere Ihnen zu diesem Erfolg. Das ist Ihr Tag, den Sie nie vergessen werden. Auch mir ist dieser Tag – es war in „grauer  Vorzeit“ im Herbst 1971 an der Inf OS Zürich – unvergesslich geblieben. Auch damals hat ein Politiker gesprochen, aber ich muss Ihnen gestehen: Ich habe keine Ahnung mehr, was er gesagt hat. Aber er hat sicher etwas Kluges gesagt, wie das bei Politikern ja fast immer der Fall ist.

Sie verdienen den besonderen Dank, den besonderen Respekt und die besondere Anerkennung der Behörden, der Politiker und aller Bürgerinnen und Bürger unseres Landes. Warum verdienen Sie das?  Weil Sie Überdurchschnittliches geleistet haben und noch leisten werden für unsere Sicherheit, für unser Land.

Zwar wird oft über junge Leute gejammert – sie seien bequem, verwöhnt, respektlos, egoistisch, undankbar. Aber wissen Sie: schon vor bald 1000 Jahren hat es ähnlich getönt. Der berühmte Dichter und Minnesänger Walther von der Vogelweide hat damals schon (auf Mittelhochdeutsch) geklagt: „Ouwê wie jaemerliche junge liute tuont, den ê vil hovelichen ir gemüete stuont!“ In modernem Deutsch: „O wie jämmerlich sich junge Leute aufführen; früher waren sie doch so höflich!“ Aber Sie alle, die Sie heute befördert wurden,  beweisen mit Ihrem Einsatz und ihrem Leistungswillen genau das Gegenteil. Dans toutes les périodes historiques on se plaignait des jeunes, qu’ils n’avaient plus de respect, qu’ils étaient égoistes. Mais vous faites preuve du contraire.

Sie übernehmen nun offiziell und rangmässig Führungsaufgaben. Sie helfen mit, dass unsere Milizarmee ihren Kernauftrag erfüllen kann. Wie lautet dieser Kernauftrag? Er steht in Artikel 58 unserer Bundesverfassung: Die Armee dient der Kriegsverhinderung und trägt bei zur Erhaltung des Friedens; sie verteidigt das Land und seine Bevölkerung.“ La Constitution Fédérale dit: „L’armée contribue à prévenir la guerre et à maintenir la paix; elle assure la défense du pays et de sa population.»

Was haben wir denn zu verteidigen? Ich habe schon mehrmals erlebt, dass diese  Frage bei hohen Funktionären ein eher hilfloses Gestammel ausgelöst hat. Dabei ist es doch völlig klar, was wir zu verteidigen haben: Unsere Heimat, unsere Freiheit, unsere Unabhängigkeit, unsere einzigartigen Volksrechte, unsere sozialen Errungenschaften, unsere Bevölkerung, unsere Familien, unsere Angehörigen.

Unsere Milizarmee ist das letzte Mittel, um unser Land zu schützen und zu verteidigen – auch gegenüber sogenannt modernen Bedrohungen. Darin liegt ihre Rechtfertigung. Eine andere Rechtfertigung braucht sie nicht. Notre armée de milice est le dernier moyen pour la défense de notre pays. Voilà sa justification.

Als junge Kaderangehörige im Bereich Übermittlung und Führungsunterstützung haben Sie einen besonders wichtigen Auftrag zu erfüllen. Ohne Sie funktioniert nichts. (Übrigens: Auch ohne einen glaubwürdigen Luftschirm mit modernen Kampfflugzeugen kann die Armee ihren Auftrag nicht erfüllen. Ich bin – das darf ich hier sagen – ein Verfechter des „Grippen“. Der Grippen ist zwar kein Ferrari, aber ein solider Off-Roader. Er erfüllt unsere hohen Ansprüche und ist dennoch bezahlbar.)

Ihre Führungsaufgabe ist – „Neudeutsch“ ausgedrückt - eine echte Win-win-Situation: Sie bringen unserem Land etwas – aber auch Sie persönlich ziehen einen grossen Nutzen daraus - einen Nutzen fürs Militär, für Ihren Beruf, für Ihr ganzes Leben! Ich wünsche Ihnen dabei viel Erfolg und Befriedigung.

Erlauben Sie, dass ich Ihnen noch zwei Grundsätze für die Führung und für Ihr ganzes Leben mitgebe, die mir besonders wichtig sind:

  • Erstens den vielleicht banal klingenden Grundsatz des KKK (Kommandieren – Kontrollieren – Korrigieren). Sie könnten jetzt lachen und denken, das sei ein Relikt von vorgestern. Nein, meine verehrten neuen Kader: Die drei K sind hochaktuell. Hätten verschiedene Grossunternehmen diesen einfachen Führungsgrundsatz beachtet, so hätten sie nicht Schiffbruch erlitten. Ich könnte Ihnen mehrere Beispiele nennen.
  • Der zweite und besonders wichtige Grundsatz, den Sie verinnerlichen müssen, lautet: „Erfolg sicherstellen, statt Misserfolg begründen.“  „Il faut garantir le succès au lieu de justifier l‘échec. »  Viele Leute missachten diesen zentralen Grundsatz sträflich. Sie verschwenden 50% ihrer Zeit damit, um zu begründen, warum etwas nicht geklappt hat. Machen Sie es besser: Stellen Sie den Erfolg sicher - mit einer sauberen Lagebeurteilung und einer seriösen Vorbereitung! Stellen Sie den Erfolg sicher, statt den Misserfolg zu begründen. Die Begründung des Misserfolgs interessiert nicht.

Noch ein Letztes:  Sie, hochgeschätzte Leutnants, Hauptfeldweibel, Fouriere und Wachtmeister, haben ein Anrecht darauf, dass die Politiker und alle Verantwortlichen die Voraussetzungen schaffen, damit Sie Ihren militärischen Auftrag erfüllen können. Beharren Sie als militärische Kader und als Staatsbürger auf diesem Anrecht!

Ich danke Ihnen, Ihren Eltern und Angehörigen, dem Schulkommandanten und dem ganzen Schulstab, den Gästen und allen, die zu diesem Freudentag beigetragen haben. Ich gratuliere Ihnen nochmals zur Beförderung, wünsche Ihnen viel Erfolg und rufe Ihnen zu: Bravo! Weiter so!



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