Hans Fehr, Salomon Landolt-Weg 34, 8193 Eglisau



Hans Fehr | Nationalrat von 1995-2015



Damals in der Auns

Von Hans Fehr, a. Nationalrat und Geschäftsführer der Auns, Eglisau ZH

Teil 1 meiner Erlebnisse aus 35 Jahren aktiver Politik

Nach meinen Beiträgen „Damals in der Armee“ und „Damals in der SVP“ folgt nun ab heute „Damals in der Auns“. Denn am 1. April 1998 (kein Aprilscherz!) habe ich die Schwelle zur Auns-Geschäftsstelle an der Thunstrasse 113 A in Bern zum ersten Mal überschritten. Der folgende gut zwölfjährige Einsatz für eine unabhängige und neutrale Schweiz (bis im Herbst 2010) war sehr intensiv, anspruchsvoll und zugleich bereichernd. Ich konnte dort mit vielen Persönlichkeiten zusammenarbeiten, die aus Überzeugung für unser Land, für eine unabhängige, selbstbestimmte Schweiz gekämpft haben.

Am 16. März 1986 haben das Schweizer Volk (mit 75,5 Prozent Nein-Stimmen) und sämtliche Kantone den Uno-Beitritt abgelehnt. Das siegreiche Abstimmungskomitee, angeführt von Otto Fischer, a. Nationalrat FDP und Präsident des Schweizerischen Gewerbeverbandes, und SVP-Nationalrat Christoph Blocher, hat in der Folge die Auns gegründet. Dies in der Überzeugung, der Kampf für eine unabhängige und neutrale Schweiz müsse durch eine schlagkräftige überparteiliche Organisation weitergeführt werden. In der Folge hat die Auns entscheidend dazu beigetragen, dass der EWR/EU-Beitritt am 6.12.1992 abgewendet werden konnte.

Als Beitrag zum 200. AUNS-Bulletin vor einigen Monaten habe ich folgendes geschrieben:
Kernauftrag weiterhin erfüllen!
Zwei Tage in meinem politischen Leben werde ich nie vergessen: Am 6. Dezember 1992 wird der EWR/EG-Beitritt abgelehnt und damit die unabhängige und neutrale Schweiz gerettet. Dies dank der Auns, die in dieser Jahrhundertabstimmung als Speerspitze mit gewaltigem Elan vorangeht – angeführt von Christoph Blocher und Otto Fischer, grossartig unterstützt durch Werner Gartenmann und Katharina Fischer auf der AUNS-Geschäftsstelle. Mit ihnen kämpfen Tausende Bürgerinnen und Bürger für eine souveräne Schweiz – gegen die heimatmüde „Elite“. Es entsteht eine Volksbewegung, ein „Hype“. Die Leute haben begriffen: Jetzt geht es um die „Wurst“ – um die Schweiz, um unsere Zukunft. Der zweite Tag, der mich „politisch“ besonders prägt, ist der 1. April 1998, wie erwähnt mein erster Arbeitstag als Geschäftsführer der Auns in Bern. Mit etwas Herzklopfen stehe ich vor der Tür im obersten Stock. Und da steht in grossen Lettern: „Wir heissen den Zürcher willkommen!“ Kein schlechter Empfang.

Fortan ist die Auns neben meiner Familie für viele Jahre mein zweites Zuhause, meine politische Heimat. Wir machen auf der Geschäftsstelle in Zusammenarbeit mit dem Präsidium, dem Vorstand, den Stützpunkten – unterstützt von Zehntausenden von Mitgliedern und Sympathisanten – „Auns-Politik“: Abstimmungskämpfe, Argumentarien, Veranstaltungen, Inserate, Mitgliederwerbung, Pressekonferenzen, Pressemitteilungen, „Graue Briefe“, Auns-Klartexte, Auns-Bulletins, Referenden, Volksinitiativen, Standaktionen, Leserbriefkurse, einen „Europabericht“, ein „Schwarzbuch der Schweizerischen Neutralität“. Es geht um die Bilateralen, um militärische Auslandeinsätze, um die Uno, Schengen/Dublin, die Personenfreizügigkeit, die „Kohäsionsmilliarde“, die nachrichtenlosen Vermögen, die Stärkung der Volksrechte, die Armeereformen und dergleichen mehr – und dies tut die Auns bis zum heutigen Tag. Fazit: Sie hat ihren Kernauftrag erfüllt – wir sind nicht Mitglied der Europäischen Union.

An der Erfüllung ihres Kernauftrags wird die Auns auch in Zukunft gemessen. Sie muss die Speerspitze und das Bollwerk für eine unabhängige und neutrale Schweiz bleiben. Sie muss sich bereithalten und den Kampf führen für eine selbstbestimmte Schweiz – gegen die Unterwerfung unter fremdes Recht und fremde Richter, gegen den Beitritt zum Uno-Sicherheitsrat, für die immerwährende, bewaffnete Neutralität. Alles andere ist Beilage. Die Richtung stimmt. Weiter so!

*

Schon bald, am 9. Mai 1998, an der jährlichen Auns-Versammlung, damals noch im Berner Hotel „National“, wird scharf geschossen. Vor über 1‘000 Auns-Mitgliedern geisselt Christoph Blocher die „konzeptlose, widersprüchliche und hilflose“ Politik des Bundesrates, der Mehrheit des Parlamentes und der Parteien, welche unsere Unabhängigkeit, Selbstbestimmung und Neutralität preisgeben wollten. „Entweder respektiert der Bundesrat die Volksentscheide, oder er muss zurücktreten!“ Das Volk habe sich mit dem EWR-Nein eindeutig für die Wahrung unserer Staatssäulen entschieden und habe damit die Regierung und das Parlament verpflichtet, diesem Auftrag nachzukommen. „Der Bundesrat hat sich entschlossen, mit der EU bilaterale Verhandlungen zu führen, um die Interessen und die Unabhängigkeit des Landes zu wahren. Doch mitten in den Verhandlungen erklärt er, das (strategische) Ziel sei der EU-Beitritt, also nicht mehr die Unabhängigkeit des Landes. “

Daraus, so Blocher, schliesse Brüssel verständlicherweise, die Schweiz sei bereit, bei den bilateralen Verhandlungen all das zu akzeptieren, was sie bei einem EWR/EU-Beitritt auch akzeptieren müsste – insbesondere den freien Personenverkehr: „Wen wundert es noch, dass die Verhandlungen nicht vom Fleck kommen?!“ (Leider sind die bilateralen Verhandlungen dann unter einem falschen, anpasserischen Stern doch abgewickelt worden. Am „Resultat“ – unkontrollierte Zuwanderung, Kriminalitätsimport, mehr ältere arbeitslose Schweizer, Ausbeutung des Sozialsystems – kranken wir, Tendenz zunehmend, bis heute.)

Schliesslich verabschiedet die Versammlung einstimmig die folgende Resolution (gekürzt):

Unsere Forderung: Wir verlangen vom Bundesrat, dass er die Unabhängigkeit und die Sicherheit der Schweiz gewährleistet und die Volksentscheide und die Bundesverfassung endlich respektiert – oder andernfalls zurücktritt!

(Fortsetzung folgt)



Hans Fehr