Hans Fehr, Salomon Landolt-Weg 34, 8193 Eglisau
Hans Fehr | Nationalrat von 1995-2015
Von Hans Fehr, Nationalrat von 1995-2015, in dieser Eigenschaft Mitglied der Staatspolitischen sowie der Sicherheitspolitischen Kommission, Oberstleutnant
Teil 18 meiner Erlebnisse aus 35 Jahren aktiver PolitikBei den Nationalratswahlen 1991 gelingt das Husarenstück:
Mit einem Wahlresultat, das "an Klarheit und Eindeutigkeit
nichts zu wünschen übrig lässt" (Christoph Blocher) geht die
Zürcher SVP als Siegerin hervor und wird - erstmals in
ihrer über 70-jährigen Geschichte - stärkste Partei.
Gegenüber dem Spitzenresultat von 1987 legt sie nochmals
ganze 5 Prozentpunkte an Wählerstärke zu. Mit 20,2 Prozent
lässt sie die SP (18,8 Prozent) und die FDP (18,7 Prozent)
hinter sich. Mit neu acht Nationalratsmandaten (plus 2)
stellt die Zürcher SVP die grösste bis dahin erreichte
Abordnung im Nationalrat. Neu gewählt werden Max Binder,
Toni Bortoluzzi und Ueli Maurer.
Unvergesslich und sinngemäss immer gültig bleibt Blochers Kommentar:
"Unseren acht Nationalräten, die nun nach Bern fahren, sei ins
Stammbuch geschrieben: "Je weniger die Politiker an sich selbst
denken, desto mehr denkt das Volk an die Politiker. Damit hat der
Wahlkampf 1995 begonnen!"
Bei den Ständeratswahlen, wo wir mit dem bürgerlichen Tandem
Werner Vetterli und Rico Jagmetti angetreten sind, bleibt das
gesteckte Ziel der ungeteilten bürgerlichen Standesstimme unerreicht.
Dass Werner Vetterli aber den SP-Kandidaten Ledergerber auf Platz
vier verweist und ein beachtliches Resultat erreicht, zeugt von
guter Arbeit. Vor allem, wenn man bedenkt, dass Werner Vetterli
(der problemlos als Nationalrat gewählt wird) die Zielscheibe des
gesamten rot-grünen Spektrums gewesen ist und zudem auch von der
freisinnigen "NZZ" in Konkurrenzangst und in hochnäsigster Art
und Weise unter Beschuss genommen worden ist. Fazit: Die SVP hat
ihr Wahlziel bei den Ständeratswahlen nicht erreicht, aber
sie hat an politischer Glaubwürdigkeit gewonnen.
In Anbetracht der zunehmenden Misere im Asylbereich beschliesst die Zürcher SVP Im November 1991 eine Volksinitiative "gegen die illegale Einwanderung". Die Initiative will erreichen, dass illegales Einreisen verhindert wird und dass Asylsuchen in der Schweiz finanziell nicht mehr interessant ist. Dies mit den folgenden Kernpunkten:
Zusammen mit der SVP Schweiz wird das folgende Vorgehen vereinbart:
In der Wintersession 1991 reicht die SVP-Fraktion ein Forderungspaket
für Sofortmassnahmen in der Asylpolitik ein. Gleichzeitig arbeitet
die SVP Schweiz auf der Grundlage des Zürcher Initiativtextes eine
Volksinitiative gegen die illegale Einwanderung und den
Asylrechtsmissbrauch aus. Falls der Bundesrat bis Mitte Januar
nicht handelt, wird die SVP Schweiz die Volksinitiative lancieren.
Weil der Bundesrat in der Folge nicht bzw. nur ungenügend handelt,
beschliesst der Zentralvorstand der SVP Schweiz am 17. Januar 1992
die definitive Lancierung der Initiative.
Sofortmassnahmen sind aber auch in einem andern Bereich dringend
nötig: Unter der damaligen laschen "Führung" von Justizdirektor
Moritz Leuenberger (und seiner Vorgängerin Hedi Lang, beide SP)
müssen im zweiten Halbjahr 1991 wegen Raumnot in den
Bezirksgefängnissen des Kantons Zürich rund 100 Notentlassungen
von Untersuchungshäftlingen und Strafgefangenen vorgenommen werden.
Auch die Polizeigefängnisse sind überfüllt. Die Polizei kann
deshalb ihre Ermittlungen gegen mutmassliche Straftäter sowie
notwendige Festnahmen nur noch zum Teil durchführen. Verurteilte
können wegen des Platzmangels ihre Strafe nicht antreten; für
Täter mit mehrjährigen Freiheitsstrafen gibt es gibt es nicht
selten Wartezeiten bis zu mehreren Jahren. Zudem können hunderte
von Strafuntersuchungen wegen der misslichen Verhältnisse nicht
einmal an die Hand genommen werden, sodass die Gefahr der
Verjährung entsteht. Ebenso führt dies dazu, dass
Strafuntersuchungen in einer Weise geführt werden, dass keine
unbedingten Strafen mehr ausgefällt oder beantragt werden müssen;
so können beispielsweise Drogendelinquenten und Seriendiebe wegen
des Platzmangels nicht mehr inhaftiert werden.
Ein Skandal erster Güte! Zu viert reichen wir (die Kantonsräte Ernst
Schibli, Hans Fehr, Ulrich E. Gut (FDP) und René Berset (CVP) eine
dringliche Interpellation ein, um Justizdirektor Moritz Leuenberger
zum Handeln zu zwingen - zum Beispiel mit der Erstellung von
Gefängnis-Notcontainern.
Zwei Jahre später wird die Situation wegen des laschen
Strafvollzugs unter Leuenberger und seiner SP, welche die sogenannte
"Resozialisierung" auch schwerer Straftäter vorantreiben, mit dem
Mord an der Pfadfinderin Pascale Brumann (Mordfall Hauert)
dramatisch eskalieren.
In Anbetracht der katastrophalen Situation und der abschreckenden
Bilder, die vom "Needlepark" Platzspitz um die Welt gehen - sowie
wegen des massiven Drucks der SVP und inzwischen auch des
Regierungsrates - nimmt der Zürcher Stadtrat Anfang Februar 1991
endlich die Schliessung der Drogenhölle Platzspitz an die Hand.
An einer Pressekonferenz stellen Vertreter der Zürcher SVP unter
der Leitung von Ueli Maurer fest: "Notwendig gewesen wäre eine
konzertierte Grossaktion zur Räumung des Platzspitzes,
selbstverständlich mit flankierenden Massnahmen." Mit der blossen
Schliessung sei nun die Gefahr gross, dass sich vielerorts "kleine
Platzspitze" bildeten und dass die Drogenszene unkontrollierbar in
die Landgemeinden hinauswuchere. "Die grosse Gefahr", so Maurer,
"besteht darin, dass Gemeinden in gut gemeinter aber falscher
humanitärer Absicht sogenannte Sanitätszimmer (= Fixerräume) sowie
Notschlafstellen einrichten, die nicht der Lebenshilfe und der
Suchtfreiheit, sondern der Komfortverbesserung für die
Drogenabhängigen dienen." Die Aufgabe der Gemeinden müsse sich
darauf beschränken, ihre Drogenkranken der richtigen Therapie
zuzuführen und ihnen - nach erfolgter Therapie - bezüglich Wohnen
und Arbeiten zu helfen.
An einer Arbeitstagung für SVP-Gemeinderäte, Mitglieder von Fürsorge-
und Gesundheitsbehörden und Schulpflegen sowie für Sektions- und
Bezirkspräsidenten orientieren wir über das Thema: " Dezentrale
Drogenhilfe: Was haben die Gemeinden zu tun/nicht zu tun?"
Zusätzlich verlangt die SVP von der Regierung die Schaffung zusätzlicher
Therapieplätze für die Landzeittherapie.
Weil dies nicht konsequent geschieht, bildet sich bekanntlich
nach einiger Zeit die katastrophale Drogenhölle im Letten.
(Fortsetzung folgt)