Hans Fehr, Salomon Landolt-Weg 34, 8193 Eglisau
Hans Fehr | Nationalrat von 1995-2015
Von Hans Fehr, Nationalrat von 1995-2015, in dieser Eigenschaft Mitglied der Staatspolitischen sowie der Sicherheitspolitischen Kommission, Oberstleutnant
Teil 32 meiner Erlebnisse aus 35 Jahren aktiver PolitikAm 22. Oktober 1995 kommt mit den Resultaten der Nationalrats- und
Ständeratswahlen für die Parteien und Kandidaten die Stunde der Wahrheit.
Und diese Wahrheit sieht für die Zürcher SVP sehr positiv aus: Nachdem
sie ihren Wähleranteil schon 1991 um rund 5 Prozent auf 20,1 Prozent
hatte steigern können, legt sie nun 1995 nochmals 5 Prozent auf 25,1
Prozent zu. Schweizweit kann die SVP von 11,9 Prozent (1991) auf 14,9
Prozent zulegen - und dies, obwohl sie nicht in allen Kantonen angetreten
ist.
Unser Wahlsieg ist umso bemerkenswerter, als gegen die Zürcher SVP in den
letzten Wochen vor den Wahlen eine eigentliche Grossoffensive unter Leitung des
Fernsehens DRS gelaufen ist. Unsere Gegner haben alles versucht, um die
SVP-Exponenten zu diffamieren und in die rechtssextreme Ecke zu stellen
(Das war und ist ja alles nicht ganz neu …). Dennoch lassen sich die Stimmbürgerinnen
und Stimmbürger nicht beirren. Unser Kampf für eine freie, selbstbestimmte Schweiz,
für sichere Arbeitsplätze und eine solide AHV hat sich gelohnt und ist - so unser
Auftrag - unvermindert fortzusetzen. Die neu- oder wiedergewählten Zürcher
SVP-Nationalräte sind Christoph Blocher, Ueli Maurer, Max Binder, Lisbeth Fehr
und Ulrich Schlüer auf der Liste "Ost", sowie Walter Frey, Toni Bortoluzzi,
Werner Vetterli und Hans Fehr (meine Wenigkeit) auf der Liste "West".
Die Konfrontation und die scharfe Polarisierung zwischen der SVP und der SP
namentlich in der Schicksalsfrage eines EU-Beitritts hat beiden Seiten Erfolg
gebracht. Auch die SP kann um drei Prozentpunkte zulegen. Dass die FDP einen
bürgerlichen Schulterschluss mit entsprechenden Listenverbindungen leichtfertig in
Frage gestellt hat, zahlt sich für sie nicht aus; sie verliert nicht nur 0,6 Prozent
an Stimmenanteil, sondern auch ein Zürcher Nationalratsmandat.
Unser Ständeratskandidat Toni Bortoluzzi verfehlt zwar trotz eines intensiven
Wahlkampfes den Einzug ins Stöckli, er erreicht aber mit über 100'000 Stimmen ein
ausgezeichnetes Resultat - dies umso mehr als die gegenseitige Unterstützung der
Bürgerlichen gefehlt hat; zudem kann ein zweiter Wahlgang erzwungen werden. Um sich
voll auf die Regierungsrats-Ersatzwahl konzentrieren zu können - weil in man
innert weniger Wochen nicht zwei intensive Wahlkämpfe auf verschiedenen Ebenen
führen kann - (s. unten), verzichtet die SVP in Absprache mit Toni Bortoluzzi
darauf, beim zweiten Wahlgang nochmals für den Ständerat anzutreten. An seiner
Stelle wird Vreni Spoerry, FDP, aus Horgen ins Rennen geschickt und auch von der
SVP unterstützt, nachdem sie erklärt hat, dass für sie ein EU-Beitritt auf lange
Sicht nicht in Frage komme. Und sie wird schliesslich mit gutem Resultat gewählt.
Nach dem Rücktritt von Regierungsrat Moritz Leuenberger, SP, der zum Bundesrat
gewählt wurde, ist eine Ersatzwahl für die Zürcher Regierung nötig. Sie findet
am 26. November 1995 statt. Aufgrund der bis anhin vom Zürcher Volk gewählten
Konkordanz in der Kantonsregierung bestreiten die SVP und die FDP den Anspruch
der SP auf einen Sitz grundsätzlich nicht. Nachdem die SP jedoch als Kantonsrätin
Vreni Müller-Hemmi nominiert, welche von den Bürgerlichen übereinstimmend als
ungeeignet für diese Kollegialbehörde erachtet wird, fordert die FDP die SVP als
stärkste Partei auf, eine geeignete Gegenkandidatur zu nominieren. Am 25. Oktober
heben die Zürcher SVP-Delegierten Rolf Gerber aus Schwamendingen, Chef des Zürcher
Landwirtschaftsamtes, mit Akklamation auf den Schild. Gerber - kompetent,
führungserfahren und einziger Regierungsrat aus der Stadt Zürich - wird zudem von
einer breiten bürgerlichen Koalition unterstützt.
Rolf Gerber verfehlt die Wahl nur um Haaresbreit! Zum absoluten Mehr von
124'088 Stimmen fehlen ihm lediglich 729, und er lässt die SP-Konkurrentin mit
rund 3000 Stimmen hinter sich. Das Hauptziel der Bürgerlichen, die ungeeignete
SP-Kandidatin Müller-Hemmi zu verhindern und einen zweiten Wahlgang herbeizuführen,
ist jedoch erreicht. Für den zweiten Wahlgang, der auf den Januar 1996 angesetzt
wird, muss sich die SP gut überlegen, ob sie wieder mit der gleichen Kandidatin
antreten will. Und siehe da: Frau Müller-Hemmi wird von ihrer Partei zurückgezogen
und durch Markus Notter ersetzt. Dennoch verzichtet Gerber schliesslich darauf,
beim zweiten Wahlgang nochmals anzutreten. Erstens ist das Hauptziel seiner
Kandidatur erreicht, und zweitens fühlt er sich nach den Erfahrzungen im Wahlkampf
eher zum Chef des Landwirtschaftsamtes geboren (ein Amt, das er mit Kompetenz und
Leidenschaft versieht) als zum Berufspolitiker.
(Fortsetzung folgt)